Intensivprobentage in Chemnitz und Zwickau zwischen Untergang und Utopie
Die Schüler*innen der Chemnitzer und der Zwickauer Gruppe stehen bereit. 20 Schülerinnen betreten aus Chemnitz und Zwickau die Bühne. Nach fünf Tagen intensivem proben in den Ferien, soll nun alles ein Ganzes ergeben. Sie wollen die geprobten Szenen zu einem Ganzen zusammenfügen und sich in Utopische Denkmuster einfinden. Doch was sind utopische Denkmuster überhaupt. Nach Philip Thapa Utopienforscher, der im Rahmen des Programms nun einen Workshop zum Thema „Utopisch denken- demokratisch streiten“ gehalten hat, definiert utopisches Denken folgendermaßen: „Utopisches Denken ist Denken in alternativen ganzheitlichen Gesellschaftsentwürfen (Thapa,»Ökotopismus«, 2016).
In Chemnitz treffen die beiden Gruppen in den Räumlichkeiten des AJZ das erste Mal seit dem Festival „Aufstand der Geschichten“ im November 2018 wieder aufeinander. Sie möchten schauen, wie weit die andere Gruppe bereits gekommen ist und aus der Begegnung neue Kraft auch für ihre eigene Arbeit ziehen. Langsam nähern sie sich an. Die erste Aufgabe in gemischten Kleingruppen: Utopie im Standbild und anschließend eine kurze Szene. Was dabei herauskommt, überrascht nicht nur die drei Leiterinnen, sondern auch die Schüler*innen selbst. Eines der Standbildbilder zeigt zwei Menschen auf der Erde sitzend in Meditation versunken. Hinter ihnen stehen zwei Soldat*innen und zielen mit imaginierten Waffen auf sie. Die Interpretation: Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber sie stirbt. Die friedlichen Menschen werden erschossen, weil sie sich nicht anpassen wollen. Auch die anderen präsentierten Bilder und Szenen sind nicht viel aufmunternder. Eine Reflexion nach der Übung soll Denkmuster aufbrechen und hinterfragen. Hat die Hoffnung vielleicht doch eine Chance? Zeit für mehr dystopische Gedanken bleibt jedoch nicht. Die Chemnitzer müssen sich darauf vorbereiten, ihr Stück in Form einer Werkschau zu präsentieren. In der Rolle von Regisseur*innen geben die Zwickauer Schüler*innen im Anschluss in einem dialogischen Feedbackgespräch ihre Kritik, Ideen und Veränderungsvorschläge. Am Ende des Tages gibt es noch einmal einen thematischen Input: Ein Workshop zum Thema Utopie. Die Fragen hier: Welche Themen beschäftigen Euch momentan? Wie wünscht Ihr Euch, wie eines dieser Themen in Zukunft sein wird? Wie wird dieses Thema in Zukunft sein? Was könnt Ihr tun, damit es so wird, wie Ihr es Euch wünscht?[1]. Gemeinsam kämpfen sich die Kleingruppen durch ihr Thema und präsentieren dieses am Ende in Form eines Plakates oder eine einer kleinen Szene. Ein kleiner Lichtblick ist zu erkennen. Können wir vielleicht doch selbst etwas tun, um das, was und bevorsteht, zu beeinflussen? Am Sonntag kommt es zu einem Gegenbesuch in Zwickau. Nun ist es an der Zwickauer Gruppe, zu zeigen, was sie bereits erarbeitet haben. Die beiden Gruppen wachsen immer besser zusammen. Feedbackgespräche werden achtsam geführt und neben viel Lob für die Charaktere und die Anfangschoreografie, gibt es auch Kritik zu vermeintlichen Unstimmigkeiten bei der Spielweise oder zur Umsetzung von Szenen, die erst einmal verarbeitet werden muss.
Das gemeinsame Vorbereiten des Mittagessens hilft dabei, ins Gespräch zu kommen und auch auf einer anderen Ebene zu vernetzen.
Die Intensivprobentage sind vorbei. Nun geht es für die beiden Gruppen in die nächste Runde. Wie kann die Kritik angenommen werden? Was nehmen wir daraus mit? Bis zur nächsten Begegnung ist es noch ein weiter Weg. Aber für die Schüler*innen ist klar: selbst wenn man sich nicht regelmäßig sieht, der Austausch hat geholfen, die eigene Sichtweise zu erweitern und Platz zu machen für neue (utopische) Gedanken.
[1] Die Fragen wurden in Anlehnung an das „Toolkit für (Zukunfts-)Träume“ der Stiftung „FUTURZWEI.Stiftung Zukunftsfähig“ ausgewählt (für Mehr Infos siehe: https://api.futurzwei.org/images/Toolkit_fuer_Zukunftsraeume.pdf)
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