Wie die deutsche Energiewende im Globalen Süden ankommt
Wie kein anderes Industrieland steht Deutschland für den Atomausstieg und den Ausbau erneuerbarer Energien. Deutschland selbst präsentiert sich als Vorreiter für den Klimaschutz und sieht seine Energiewende als Modell auch für den Rest der Welt. Doch was ist dran am Image des Klassenprimus? Wie erfolgreich lässt sich eine Energiewende nach deutschem Vorbild in Ländern des Globalen Südens umsetzen? Und: Was hat das mit Neokolonialismus zu tun? Dr. Jens Marquardt hat dazu geforscht. In Chemnitz berichtet er über die zwei Seiten der globalen Energiewende – die des Erfolges und die des Scheiterns.
2013 wurde in Berlin der „Club der Energiewendestaaten“ gegründet; das Bundeswirtschaftsministerium vermarktet in Entwicklungsländern „Renewables made in Germany“; in der Entwicklungszusammenarbeit gibt kein Land mehr Geld für die Förderung erneuerbarer Energien aus als Deutschland. Die deutsche Energiewende – so scheint es – ist ein internationales Erfolgsmodell. Daraus zu lernen heißt dem deutschen Weg zu folgen. Ein Blick in die Entwicklungsländer selbst erzählt jedoch eine andere Geschichte. In Südostasien etwa werden Märkte und politische Rahmenbedingungen für deutsche Technologien geschaffen, die zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete langfristig kaum tragfähig erscheinen. Beispiel Solaranlagen. Auf den Philippinen setzen internationale Geber seit den 1990ern auf die dezentrale Energieversorgung aus der Kraft der Sonne. Tausende Systeme wurden installiert, lieferten jedoch meist nur wenige Monate Strom, weil sie nicht in den lokalen Kontext passten. In der Konsequenz litt in Ländern wie den Philippinen sogar das Image erneuerbarer Energien insgesamt.
In seinem Vortrag beleuchtet Jens Marquardt den Zusammenhang von Erfolg und Scheitern der deutschen Energiewende im internationalen Kontext. Erfahrungen aus den Ländern des Globalen Südens zeigen, dass die Idee einer bloßen Übertragung der deutschen Energiewende nicht nur wenig Erfolg verspricht. Sie spiegelt auch ein Dominanzdenken wider, das selbstbestimmte Entwicklung eher verhindert. Jens Marquardt hat selbst mehrere Monate in Indonesien und den Philippinen gearbeitet und geforscht und seine Doktorarbeit zur Förderung erneuerbarer Energien in Südostasien verfasst.
Moderation: Franz Knoppe (Vorstand ASA-FF e.V.)
Wann: 15.8.2016 – 18:30 Uhr
Wo: Umweltzentrum Chemnitz, Henriettenstraße 5 09112 Chemnitz
Kooperationspartner: Umweltzentrum Chemnitz, ASA-FF e.V., Engagement Global