Das Theatertreffen „Unentdeckte Nachbarn“ findet vom 1.-11. November 2016, um den 5. Jahrestag der Aufdeckung der NSU-Verbrechen herum, in Chemnitz und Zwickau statt.
„Unentdeckte Nachbarn“ waren die Beteiligten des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU), die mehr als zehn Jahre von 1998 bis 2011 unentdeckt von Chemnitz und Zwickau mordeten und Terroranschläge verübten. Zehn Menschen wurden getötet, dutzende Andere durch Bombenattentate und Raubüberfälle teils schwer verletzt und mehr als 260.000€ allein in Südwestsachsen zur Finanzierung der Verbrechen erbeutet.
Vielfach unentdeckt oder weitestgehend unbehelligt bleiben auch bis heute Unterstützungsstrukturen in der Region, die hinter dem NSU standen und die teils bis heute fortbestehen.
„Unentdeckte Nachbarn“ sind aber auch die Menschen, die zu den Opfern und Betroffenen der NSU-Verbrechen gehören, sowie lange Zeit für die Morde und Anschläge verantwortlich gemacht worden sind: Menschen mit Migrationsbiographie. Unentdeckt, weil sie vielerorts als Gefahr wahrgenommen und nicht als Nachbarn entdeckt werden. Und unentdeckt daher, weil ihre Perspektive in der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen kaum Gehör findet.
Das Theatertreffen „Unentdeckte Nachbarn“ hat Theaterstücke aus Köln („Die Lücke“) und Münster („Auch Deutsche unter den Opfern“) eingeladen. Weitere Städte, wie Jena, Hamburg, Nürnberg und Dresden werden mit eigenen Beiträgen eingebunden. Ein politisches Begleitprogramm erweitert den Rahmen, um einen Austausch für Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur aus Sachsen über den NSU-Komplex zu fördern. Es soll die Öffentlichkeit für Leerstellen in der Aufarbeitung des NSU-Komplexes sensibilisieren. Die Impulse ermöglichen eine stärkere Übernahme von Verantwortung in diesen Bereichen.
Wir laden Sie ein, unser Programm zu nutzen, mit uns zu diskutieren und neue Perspektiven kennenzulernen.
Herzliche Grüße
Franz Knoppe (Projektleitung Unentdeckte Nachbarn)
Laura Linnenbaum (Künstlerische Leitung und Kuratorin)
Gundula Hoffmann (Figurentheater Chemnitz)
Jane Viola Felber (Kulturbüro Sachsen)