Projekt Beschreibung
Vom 1. bis zum 3. November 2019 fand in Chemnitz das Tribunal „NSU-Komplex auflösen!“ statt. Ein dreitägiges Programm beleuchtete die Geschichten, Erfahrungen und Perspektiven von People of Color, Menschen mit Rassismuserfahrungen und Hinterbliebenen von Opfern rechter Gewalt. Betroffene rassistischer Gewalt und Diskriminierung aus Ost- und Westdeutschland sprachen über ihre Selbstbehauptung in Deutschland und die damit verbundenen Kämpfe, sie sprachen über Solidarität innerhalb der Communities und forderten ein, was allen zu stehen sollte: Gleichberechtigte, mitgestaltende Akteur*innen dieser Gesellschaft zu sein.
Die Resonanz war groß, die Räume des „Weltechos“ voll. An den ersten beiden Tagen verfolgten jeweils über 400 Menschen das Programm. Am dritten Tag beteiligten sich über 250 an den Veranstaltungen in Zwickau, um das dort eigens eröffnete Interimsdokumentationszentrum auf der Hauptstraße. Das Tribunal war ein kraftvolles und bereicherndes Signal der migrantischen Gesellschaft im Ostdeutschland sowie allen, die sich in Sachsen für Demokratie, gegen Menschenfeindlichkeit und rechten Hass engagieren.
Möglich gemacht wurde das Tribunal von zahlreichen Initiativen, Organisationen und engagierten Einzelpersonen. Auch der ASA-FF e.V. hat das Projekt tatkräftig unterstützt. So wurden über den Verein zusammen mit der Bethe-Stiftung eine Spendenverdopplungsaktion initiiert, um die Finanzierung der Veranstaltung zu ermöglichen. Das Projekt „Offener Prozess“, das ebenfalls im Feld der NSU-Aufarbeitung aktiv ist, steuerte inhaltliche Beiträge für die Programmgestaltung bei.
Das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ hat viele Impulse gegeben. Es hat gezeigt, dass es in Sachsen und überall unteilbare Solidarität, antifaschistisches und antirassistische Engagement braucht. Es hat migrantischen und antifaschistischen Perspektive gestärkt. Es hat sichtbar gemacht, dass Sachsen migrantisch war, ist und bleibt. Und es hat klar gesagt: Unzählige Menschen in Sachsen sind entschlossener denn je eine solidarische, vielfältige Gesellschaft aufzubauen und sie auch zu verteidigen.
Das Tribunal ist hervorgegangen und wird getragen von dem Bundesweiten Aktionsbündnis ‚NSU-Komplex auflösen‘ sowie von einer Vielzahl von Personen, die sich aus unterschiedlichen Motiven gegen Rassismus engagieren wollen. Eine hervorgehobene Stellung haben die Betroffenen des NSU-Terrors, deren Standpunkte ein besonderes Gewicht haben.
Das Bundesweite Aktionsbündnis ‚NSU-Komplex auflösen’ besteht seit 2014 aus zahlreichen Initiativen aus ganz Deutschland, die sich mit strukturellen Rassismus, dem NSU-Komplex, Gedenkkultur beschäftigen und sich für Perspektiven von Betroffenen rassistischer Gewalt einsetzen. Darin u.a. organisiert: Initiative 6. April (Kassel), Initiative ‚Keupstraße ist überall’ (Köln), Initiative zum Gedenken an Oury Jalloh (Dessau), Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektas (Berlin), Initiative ‚Das Schweigen durchbrechen’ (Nürnberg), Freundeskreis zum Gedenken an den rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992 (Hamburg).
Förder:innen